CT24
JURY
Katarina Jazbec
a visual artist working in film and photography, was born in 1991, in Slovenia, and has been living in Rotterdam since 2015. She received her BA from the Faculty of Economics in Ljubljana and her MA in Photography from the AKV | St. Joost art academy in Breda (NL). In her film works, Katarina searches for new narrative forms using interdisciplinary and collaborative artistic strategies. She is drawn to exploring the fragility and agency of human and non-human critters in the current economic system.
a visual artist working in film and photography, was born in 1991, in Slovenia, and has been living in Rotterdam since 2015. She received her BA from the Faculty of Economics in Ljubljana and her MA in Photography from the AKV | St. Joost art academy in Breda (NL). In her film works, Katarina searches for new narrative forms using interdisciplinary and collaborative artistic strategies. She is drawn to exploring the fragility and agency of human and non-human critters in the current economic system.
Her films have been shown at numerous festivals all around the world and at exhibition spaces such as TENT Rotterdam. She is the first recipient of the RTM Pitch Award by the International Film Festival Rotterdam. Katarina is currently doing a two-year international residency programme at the Rijksakademie in Amsterdam.
Valentin Stejskal,
1994 in Neumarkt/Stmk geboren, maturierte an der Ortweinschule in Graz, mit Schwerpunkt Film und Multimediaart. Nach einem abgebrochenen Philosophiestudium zog es ihn 2019 zum Filmemachen nach Griechenland. Valentins Filmografie zählt bisher 16 narrative Filme, mit seinem letzten Kurzfilm 5pm Seaside machte er 2022 auf sich aufmerksam: Der Film zählt zahlreiche Festivaleinladungen und -preise, u.a. Bester Kurzfilm auf der Diagonale in Graz und Preis für bester mittellanger Film bei den First Steps Awards.
Michaela Kobsa-Mark
ist eine amerikanisch-deutsch-österreichische Dokumentarfilmerin, die in Berlin lebt. Ihre Arbeit konzentriert sich auf diasporische Identitäten in Deutschland und verfolgt einen partizipativen, humorvollen und intimen Ansatz. Ihre Arbeit ist beeinflusst von ethnografischer Praxis, neuen Technologien, ihrem "Run 'n Gun"-Ansatz und ihrer Suche nach Themen, die zu kompliziert sind, um vollständig verstanden zu werden. Sie studiert dokumentarische Regie an der Filmakademie Baden-Württemberg.
Do we need Films?
Katarina Jazbec:
Yes, most definitely, especially good films are still rare.
Valentin Stejskal:
Wir brauchen Geschichten! Geschichten helfen mir, die Angst vor dem "Anderen" zu überwinden. Geschichten formen Gemeinschaft.
Michaela Kobsa-Mark:
Ich finde, dass wir als Menschen und wir als Gesellschaft uns immer wieder nach Medien sehnen, die uns ermöglichen, Geschichten zu erzählen und zu erleben.
Wir haben Bücher, VR-Projekte, Lieder, Gedichte, Bilder … aber in den letzten Jahrzehnten ist Film einfach das Standardmedium geworden, um Geschichten zu erzählen (und zu konsumieren) Und ich finde, bis wir ein anderes Medium finden, dass beliebter ist oder diese Erzählweise noch universeller macht, bleibt es auch beim Film.
How did your relationship with the medium of film begin, what fascinates you to this
day?
Katarina Jazbec:
It started from two obsessions, first, from reading books and second, from photography, the film came later. It still fascinates and moves me how much they can carry and unlock.
Valentin Stejskal:
Verkleidet im Wald zu spielen war irgendwann bei meinen Freunden nicht mehr so angesagt. Einen Film zu machen war hingegen cool... auch mit Verkleidung. Also schrieb ich mein erstes Drehbuch. Damals schaute ich mir immer, wenn ich nicht einschlafen konnte, das Making-of von "Herr der Ringe" an, wahrscheinlich dutzende Male. Alles daran war wie Magie für mich. Ich wollte so leben. Und dann sind immer mehr Gründe dazugekommen. Das kollektive Arbeiten, die verschiedenen Formen, Geschichten zu erzählen, die politischen Dimensionen...
Michaela Kobsa-Mark:
Ich kann mich dran erinnern, als ich 17 Jahre und im Matheunterricht war, hat unsere Lehrerin die Klasse gefragt: “was wollt ihr denn werden, wenn ihr erwachsen seid?” und ich hab aus einem Bauchgefühl heraus gesagt: “ich möchte Dokumentarfilmerin werden!”, ohne wirklich zu verstehen, was das bedeutet.
Ich glaube ich hatte da so das Bild, dass ich in einem Kriegsgebiet herumlaufe und die Kamera wie wild herumschwenke und dann hab ich das jahrelang aber nicht gemacht, weil ich Angst hatte zu Versagen und habe dann aber irgendwann gecheckt, dass wenn ich tatsächlich Dokufilmerin werden möchte, muss ich das auch machen und hab dann so Praktikajobs, eigene Projekte gemacht wo ich dann auch schnell gemerkt habe, dass ich mich von einem bestimmten Idealbild lösen muss und dass Dokumentarfilmen etwas ganz anderes ist, das manchmal überhaupt keinen Spaß macht. allerdings gabs genug dokumentarische Erzählweisen die mich interessiert hat. Meine Neugierde, so viel wie möglich über Menschen und die Welt zu Lernen und mein Interesse an Dramaturgie, ist der Grund, warum ich immer weiter mache, Dokus zu drehen.
A film that particularly inspires you?
Katarina Jazbec:
Erotica, Exotica, Etc. by Evangelia Kranioti.
Valentin Stejskal:
Der letzte Film, den ich wirklich besonders fand, war "The Zone of Interest" von Jonathan Glazer. Der Film ist wirklich sehr unangenehm anzusehen, aber gerade aus heutiger österreichischer Perspektive ist genau das notwendig. Die Apathie in unserer Gesellschaft hat Ausmaße angenommen, die mir wirklich Sorgen bereiten. Der Film bringt das unter dem Einsatz aller filmischen Mittel auf den Punkt. Er geht unter die Haut und weckt im besten Fall auf.
Michaela Kobsa-Mark:
Es gibt sehr viele Filme, die mich inspirieren, mir fällt nicht nur einer ein sondern viele.
Olfas Töchter, a world not ours, intimate stranger, …
Do we need film festivals?
Katarina Jazbec:
They are indispensable. They show how important community and collectivity are when it comes to filmmaking. I'm so grateful to everyone out there who puts so much love into them.
Valentin Stejskal:
Unbedingt. Wir sind auf Festivals angewiesen, um die Diamanten in der Flut von Filmen zu finden. Bei großen Filmfestivals besteht die Gefahr einer elitären Bubble, deshalb finde ich besonders kleine Filmfestivals sehr wichtig. Bei ihnen geht es mehr um den persönlichen Kontakt und die gemeinsame Filmerfahrung. Solche Orte zu schaffen, finde ich unglaublich wichtig.
Michaela Kobsa-Mark:
Für viele unabhänge Filmemacher:innen ist ein Filmfestival öfters der einzige Ort, an dem Film überhaupt gezeigt wird, deshalb ist ein Festival als Ort natürlich wichtig und wir brauchen sie. Ich finde es auch wichtig, da viele von uns durch öffentliche Gelder finanziert werden, dass die Öffentlichkeit, die unsere Filme indirekt durch ihre Steuern finanziert, auch die möglichkeit hat diese Filme anzuschauen. Der Raum, in dem man Filme anschaut, sollte ein öffentlich zugänglicher Raum sein, in dem nicht nur Leute, die sich sowieso für Film interessieren, sondern auch alle möglichen Menschen reinkommen können, sodass Gespräche, die innerhalb dieser Räume geführt werden, ein Abbild der gesamten Gesellschaft sind.
Do you have any advice for young filmmakers looking for their first story?
Katarina Jazbec:
Pay attention to what your fascinations and obsessions are. And it's okay to sometimes feel lost, as long as there is a tiny loud inner voice telling you that you are on to something.
Valentin Stejskal:
Da kann ich nur sagen, was ich mir selbst immer wieder klarzumachen versuche: Jede und jeder hat eine ganz persönliche Lebenswahrnehmung. Wenn man es schafft, diese konsequent ehrlich zu erzählen, in welcher Form auch immer, dann wird es immer Menschen geben, die genau diese Geschichten brauchen.
Michaela Kobsa-Mark:
Schaut tief in euch hinein und überlegt euch warum ihr wirklich diese Geschichte erzählen möchtet. Was sind die Erlebnisse, die ihr bis jetzt gemacht hab, die Erfahrung die ihr gemacht hab, die eure Wahrnehmung geprägt haben. Wenn wir mit einer Kamera und Tonangel in die Welt hinauslaufen, denken wir vielleicht, dass wir die äußere Realität abbilden, allerdings ist unser Blick auf diese Realität ein sehr persönlicher. Ich finde, je mehr wir uns mit unserem persönlichen Blick auseinandersetzen, unseren Erfahrungen und Erlebnissen, unseren Reaktionen, je mehr können wir Geschichten erzählen, die persönlich, ehrlich und stark sind.